Wem gehört die Menschheit? – David Brins erste „Uplift-Trilogie“

Wie entsteht Intelligenz? Kann sie von selbst wachsen oder ist sie Produkt äußerer Manipulation? Das sind Fragen, die sich in David Brins Uplift-Universum insbesondere in Bezug auf die Menschheit stellen.

„Liften“ ist hier eine Methode, präsapiente Spezies mittels genetischer Manipulation zu einem höheren Bewusstsein und echtem Intellekt zu ‚erheben‘. Doch hat diese Praxis auch einen Haken: Die Spezies, die einen solchen Intelligenzschub erhalten hat, ist daraufhin ihrer sogenannten Patronatsrasse über unzählige Generationen zum Dienst verpflichtet. In den fünf Galaxien, die das Uplift-Universum bilden, sind auf diese Weise diverse mächtige Clans entstanden, die sich untereinander oft nicht gerade wohl gesonnen sind. Der Anfang dieser langen Ahnenreihen wird bei den sagenumwobenen Progenitoren vermutet, die die ersten Rassen geliftet haben sollen und schließlich verschwanden. Inzwischen sind auch die Menschen dabei, zwei eigene Klientenspezies auszubilden: Die Schimpansen und die Delfine.

Mit dem Auftauchen der Menschheit in der galaktischen Gemeinschaft wird allerdings das ganze System auf den Kopf gestellt. Sollte auf dem Planeten namens Erde tatsächlich Intelligenz ohne die Einwirkung einer Patronatsrasse entstanden sein? Oder halten sich die Patrone der Menschen aus irgendeinem Grund bewusst im Hintergrund? Wenn ja, wer sind sie? Eine spannende Suche beginnt, die über das Schicksal der Menschheit entscheiden wird…

Die erste Uplift-Trilogie beginnt mit dem Roman Sonnentaucher. Mit der Entdeckung außerirdischen Lebens, ja sogar einer gewaltigen galaktischen Zivilisation haben sich für die Menschheit fast unendliche Möglichkeiten aufgetan. Doch birgt die neue Entwicklung auch Risiken. Die Menschen müssen dringend ihren Platz in der galaktischen Ordnung finden, wenn sie nicht untergehen wollen. Wichtigste Frage hierbei: Haben die Menschen ihre Intelligenz selbst entwickelt (eine Theorie, die einige Alienclans nicht gerne bestätigt sehen würden), oder gibt es einen Patron, der bisher nicht gefunden wurde? Um dies herauszufinden, wird eine Expedition zur Sonne geschickt, wo eine neue Alienrasse entdeckt wurde, die eventuell Licht auf die ganze Angelegenheit werfen könnte. Doch auf dem entsandten Schiff geht nicht alles mit rechten Dingen zu…

Sonnentaucher ist ein eher untypischer Einstieg in eine breit angelegte Science-Fiction-Reihe. Der Roman vereint Charakteristiken eines Hard-SF-Romans der 80er Jahre mit Elementen einer Detektivgeschichte. Aufgemischt wird das Ganze noch mit einer ordentlichen Prise Humor. Zudem sind die Themen des Romans auch soziologisch und politisch sehr interessant. Ein großartiges Lesevergnügen, das bis zum Schluss spannend bleibt.

Zweiter Roman der Reihe ist Sternenflut. Die Patrone der Menschheit wurden bisher immer noch nicht ermittelt. Doch drängt ein spektakulärer Fund diese Frage zeitweise Beiseite: Das Raumschiff Streaker, dessen Besatzung zu einem Großteil aus Delfinen besteht, entdeckt eine riesige im Raum treibende Raumflotte, die möglicherweise zu den verschollenen Progenitoren gehören könnte. Doch diese Entdeckung birgt eine große Gefahr: Die großen intergalaktischen Clans heften sich sofort an die Fersen der Streaker, um die Position der geheimnisvollen Armada zu erfahren. Eine spektakuläre Flucht beginnt, bei der das Schiff auf einem verlassenen Planeten notlanden muss…

Der zweite Roman der Reihe liest sich ganz anders als Sonnentaucher. Das ist nicht zuletzt den Protagonisten des Buches geschuldet, die sich aus einigen Delfinen, wenigen Menschen und einem Schimpansen zusammensetzen. Die Darstellung des Innenlebens der nicht-menschlichen Figuren ist dabei sehr gut gelungen und macht einen großen Anteil am Reiz dieses Buches aus. Schwierig dagegen gestaltet sich mitunter die fast erdrückende Vielzahl an Personen und Spezies bei der man schon einmal den Überblick verlieren kann. Alles in allem ist aber auch Sternenflut ein sehr spannender Roman, bei dem auch eine gute Portion Humor nicht fehlt.

Den Abschluss der ersten Trilogie bildet der Roman Entwicklungskrieg. Die Krise, die in Sternenflut mit der Entdeckung einer mysteriösen Raumflotte durch die Streaker begonnen hatte, hat sich inzwischen zu einem handfesten Krieg ausgeweitet. Neuestes Opfer dieses Krieges wird der Planet Garth, eine kleine Kolonialwelt, auf der vor allem viele von den Menschen upgeliftete Neoschimpansen leben. Die kriegerische Vogelrasse der Gubru sieht den aktuellen Zeitpunkt als geeignet für die Durchführung ihrer Expansionspläne an und versucht, sich den Planeten mit einer Invasionsstreitmacht unter den Nagel zu reißen. Die Neoschimpansen sehen sich deshalb plötzlich gezwungen einen aussichtslos erscheinenden Guerillakrieg gegen die Unterdrücker zu führen. Doch sie sind bei ihrem Kampf nicht allein…

Der dritte und gleichzeitig umfangreichste Teil der Trilogie lässt uns diesmal tiefer in die Psyche der Schimpansen und sogar in die der Tymbrimi eintauchen. Die Darstellung der fremden Gedankenwelten ist dabei, wie schon im Vorgänger, äußerst gelungen. Die Story des Kampfes einer unterlegenen, aber dafür erfindungsreichen Guerillatruppe gegen eine hochtechnisierte Übermacht ist zwar grundlegend nichts neues, aber durchwegs spannend und unterhaltsam gestaltet. Dabei ist die Handlung nicht nur mit interessanten soziologischen Zusammenhängen und technischen Details, sondern auch mit vielen unerwarteten Wendungen gespickt. Und natürlich fehlt auch hier nicht der für David Brin typische Humor.

Fortgesetzt wird die Reihe mit einer zweiten Trilogie, die mit dem Roman Sternenriff beginnt. Mehr dazu in diesem Artikel.

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David Brin: „Sonnentaucher“ (Originaltitel: „Sundiver“)

Aus dem Amerikanischen von Rainer Schmidt

Erschienen am 13. Januar 2014 beim Heyne Verlag

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David Brin: „Sternenflut“ (Originaltitel: „Startide Rising“)

Aus dem Amerikanischen von Rainer Schmidt

Erschienen am 12. August 2013 beim Heyne Verlag

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David Brin: „Entwicklungskrieg“ (Originaltitel: „The Uplift War“)

Aus dem Amerikanischen von Gottfried Feidel

Erschienen am 8. September 2014 beim Heyne Verlag

Ein Kommentar:

  1. Pingback:Der verbotene Planet – David Brins Roman „Sternenriff“ | SciFiPlanet

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